Wir möchten versuchen zu erklären, wie
sich langes und kurzes Fell bei Schäferhunden vererbt.
Mehrmals wurde bereits angesprochen, dass man langhaarige Schäferhunde auch bei Kurzhaarzüchtern
bekommen kann. Das ist natürlich kein Schreibfehler sondern
Vererbungslehre. Wer sich noch an den Biounterricht "Genetik" erinnern kann, dem
kommen bestimmt auch die Theoriestunden mit den grünen und gelben Erbsen in den
Sinn. Und genau darauf werden wir jetzt auch noch einmal eingehen, jedoch wird
sich unsere Theoriestunde auf die Fellvererbung bei den Schäferhunden beziehen.
Bevor wir zu einem konkreten Beispiel gehen,
wollen wir doch unsere Grundkenntnisse noch einmal auffrischen:
Wir nehmen den Buchstaben "F" für "Fell". Ein großes F bedeutet ein dominantes
Allel (= Ausprägung eines Gens), ein kleines f steht für ein rezessives Allel. Das große F ist also
dominant gegenüber dem kleinen f. Wenn wir von homozygot reden, dann meinen wir
reinerbig, und wenn wir von heterozygot reden, dann meinen wir mischerbig. Reden
wir vom Phänotyp, so meinen wir die äußeren Erscheinungen. Reden wir vom
Genotyp, so ist von der Kombination der Erbanlagen, also den Keimzellen, die
Rede. F = kurzes Fell / f = langes Fell.
Nehmen wir an, dass wir zwei reinerbige
Deutsche Schäferhunde haben. Sollten beide Elternteile jetzt kurzes Fell haben,
so würden auch wirklich nur kurzhaarige Deutsche Schäferhundwelpen bei dieser Verbindung heraus kommen.
Was passiert jedoch, wenn man einen kurzhaarigen, reinerbigen Schäferhund mit
einem langhaarigen verpaart? Eine kleine Skizze. Zur Erklärung, von Mutter und
Vater kommt jeweils ein Allel.
FF | ff |
Ff |
Alle Welpen aus dieser Verbindung sind plötzlich nicht
mehr reinerbig (FF oder ff) sondern sind vom Phänotyp her zwar F, tragen aber im
Genotyp auch das lange Haar. Das lange Haar zeigt sich allerdings nicht, da dass
kurze Haar dominant gegenüber dem langen Haar ist.
Bei dieser Verpaarung ist bei den Welpen relativ klar,
dass sie heterozygot sind, da man die Informationen von den Eltern entnehmen
kann.
Was passiert aber jetzt, wenn man zwei Kurzhaarschäferhunde miteinander verpaart
und beide mischerbig sind? Also beide den Genotyp Ff haben? An folgendem
Kreuzungsquadrat möchten wir es doch einmal zeigen.
W. \ M. |
F | f |
F |
FF |
Ff |
f |
Ff |
ff |
Wie wir nun sehen, haben wir bei 75 % den Haartyp "kurz" und bei 25 % den Haartyp "lang". Diese Prozentzahlen zählen zur ersten Mendel'schen Regel. In der Natur kann man aber nur ansatzweise nach dieser Theorie gehen, da es immer 'Zufall' ist, ob nun 30 % oder nur 10 % Langhaarwelpen fallen. Dieses Beispiel ist aber der Grund, weshalb in einer solchen Kurzhaarverbindung auch langhaarige Welpen fallen. Um den Genotyp eines Hundes raus zu finden, sofern man die Elterntiere nicht kennt, müsste man ihn theoretisch also mit einem anderen Hund verpaaren, von dem man weiß, welchen Genotyp er hat.
|
Bei Langhaarzüchtern fallen jedoch N I E
Kurzhaarschäferhunde, da sich das lange Haar nur zeigt, wenn beide Allele
auf den Genen auch wirklich rezessiv, also in unserem Falle "ff" sind. Bei
einem Kreuzungsquadrat würden in allen Feldern dann kleine f's stehen,
deshalb ersparen wir uns an dieser Stelle ein solches Quadrat.
Da die Genetik sehr umfassend ist, geht
es bei den Schäferhunden natürlich nicht nur um die Länge des Fells. Auch
die Anatomie wird an die Welpen weitergegeben, allerdings ist dieser
Erbgang nicht dominant-rezessiv, sondern intermediär.
Um den intermediären Erbgang leicht verständlich zu
machen, gehen wir jetzt mal von den Hunden weg und widmen uns Blumen. Nehmen
wir an, zwei Blumen bestäuben einander. Die eine Blüte ist rot, die andere
weiß. Bei einem intermediären Erbgang treffen sich die Erbinformationen in
der "Mitte", das heißt die Blumenkinder haben dann eine rosafarbene Blüte.
Soviel zum intermediären Erbgang.
Um zu den Schäferhunden zurück zu kommen.
Der intermediäre Erbgang bezieht sich bei Schäferhunden nicht auf die
Fellfarben, sondern wirklich nur auf die Anatomie. Sonst würden bei einer
Verpaarung von einem weißen und einem schwarzen Schäferhund nur graue Schäferhundwelpen
herauskommen. Es gibt Beispiele, die das widerlegen.
Wir hoffen, dass diese kleinen Grundlagen der Genetik verständlich erklärt
werde konnten. Wenn man mit Hunden, oder allgemein Tieren, züchten möchte,
dann sollte man sich auf jeden Fall intensiver mit der Vererbungslehre zum
Tier beschäftigen.